Donnerstag, 2. April 2009

Wen die Muse küsst

Geistliche Chormusik aus vergangenen Jahrhunderten kann auch etwas für junge Leute sein. Zumindest meinen dies „Die Musen“, ein Vokalensemble von knapp zwei Dutzend jungen Sängerinnen, die am Richard-Wagner-Gymnasium die Klassen 7 – 13 besuchen. In der Hedwigskirche hatten sie zusammen mit anderen Musikern einen viel beklatschten Auftritt.

Giovanni Battista Pergolesis „Stabat mater“ zählt zu den Eckpfeilern barocker Musikliteratur und wurde von Zeitgenossen und von Komponisten späterer Epochen gleichermaßen geschätzt, bearbeitet und zitiert. Den „Musen“ des RWG gelang eine bemerkenswert eindringliche Aufführung. Fein ausbalanciert in den Einzelstimmen, sicher in der Intonation, flexibel in der Dynamik und die komplexen Verdichtungen der barock-polyphonen Satzstruktur souverän meisternd wurde die Partitur in Klang umgesetzt. Die Solistinnen stammen aus den Reihen des Chores. Ihre unterschiedlichen Stimmfarben verdeutlichen und interpretieren den komponierten Textinhalt. Wunderbar, wie Lisa Fürst, Sabrina Zimbrod und Tanja Meyer in Solo-Arien und Duetten die Tiefe der Komposition ausloteten, mit heller oder martialischer Klangfarbe Freude oder Zuversicht verkündeten oder mit verhaltenen Stimmen depressive Stimmung ausdeuteten. Gleiches gilt für die weiteren Solistinnen des Konzerts, die in Duetten durchweg hohe Qualitäten bewiesen: Kerstin Kessler und Martina Schmidt (Sopran), sowie Katharina Schwind und Franziska Claus (Alt).
Ausdrucksvoll und in höchstem Maße klangschön, virtuos und von kammermusikalischer Intimität war schon der Konzertbeginn: Die Gebrüder Hubert musizierten als Solisten den berühmten langsamen Satz aus dem Konzert für 2 Violinen und Orchester d-moll.
Drei Lieder aus „Schemellis Gesangbuch“ schlossen sich an. Amelie Rehorz, Monique Edlich-Wolfshöfer und Martina Schmidt verkündeten mit wohl gebildeten und sicheren Stimmen die Gedanken barocker Textdichter zum Thema „Die bittre Leidenszeit beginnet abermal“, bevor die erste Konzerthälfte mit der berühmten und zu Herzen gehenden „Air“ aus Bachs D-dur-Suite abgeschlossen wurde.
Unter der Leitung von H. Mehling verbanden sich alle Musizierenden zu einem homogenen Klangkörper, welcher die tiefe Religiosität von Textvorlage und Vertonung eindrucksvoll zu vermitteln wusste und legten zudem ein beeindruckendes Zeugnis ab für den hohen Stellenwert, den die musikpädagogische Arbeit am Richard-Wagner-Gymnasium genießt.

Keine Kommentare: